Sie hat sich bewusst für die Karriere entschieden. Mit Erfolg: Als Senior Vice President und General Manager von Dell EMC leitet Doris Albiez gemeinsam mit Dinko Eror die Geschäfte des Unternehmens in Deutschland. Im FLURFUNK Exklusiv-Interview verrät sie, wie sie es an die Spitze schaffte, wo es in Deutschland bei der Karriereplanung von Frauen hakt und welche Rolle Mentoren und Netzwerke spielen.
Dell EMC veröffentlichte auf dem achten Dell Women Entrepreneur Network Summit den „Women Entrepreneur Cities Index 2017“, bei dem Deutschland ausgesprochen schlecht abschneidet. Haben Sie den Eindruck, dass Frauen in Amerika leichter Karriere machen?
Doris Albiez: Ganz schlicht und ergreifend: Ja! In den USA haben Frauen wesentlich bessere Möglichkeiten, Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren. Schon allein deshalb, weil die Kinder durch Ganztagsschulen oder eine geregelte Kinderbetreuung versorgt sind. Da fällt es natürlich leichter, Familie und Karriere zu vereinen. Deutschland reglementiert sich in diesem Bereich einfach viel zu stark. Denken Sie nur an die Mütter, die auf die Sekunde genau ihre Kinder von der Tagesstätte oder dem Kindergarten abholen müssen, um den Platz nicht zu verlieren. Hinzu kommt die noch immer mangelnde gesellschaftliche Akzeptanz: Gerade Frauen, die sich trotz Kindern auf ihr berufliches Fortkommen konzentrieren, werden in Deutschland nicht selten als Rabenmütter betrachtet. Die USA, aber auch viele europäische Länder wie etwa Frankreich, sind uns da einen großen Schritt voraus.
Was sollte Ihrer Meinung nach in Deutschland passieren, um die beruflichen Rahmenbedingungen für Frauen zu verbessern?
Doris Albiez: Dies fängt in meinen Augen schon in der Schule an und setzt sich in der Berufsausbildung fort. Nehmen wir die IT-Branche als Beispiel, denn gerade hier sind Frauen notorisch unterrepräsentiert. Die Lehre sollte die so genannten MINT-Fächer, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, für Mädchen und Frauen attraktiver machen und diese ermutigen, sich für entsprechende Ausbildungszweige zu interessieren. Ich denke, die richtige Ausbildung legt bereits den Grundstein dafür, sich später beruflich stärker zu engagieren. Ohne Frage steht aber auch der Staat in der Pflicht – beispielsweise in Form eines flächendeckenden Betreuungsangebotes. Es lässt sich nunmal nicht vermeiden, dass sich Karriereplanung und Familiengründung zeitlich überschneiden.
Sie sind seit 2013 an der Spitze von Dell EMC Deutschland, was noch immer die Ausnahme ist. Wie schafften Sie es ganz nach oben?
Doris Albiez: Ich habe mich ganz bewusst für die Karriere entschieden und mich sehr gezielt nach oben gearbeitet. Ich hatte da einen richtigen Masterplan, den ich konsequent verfolgt habe. Gerade in meiner Generation bedeutete dies durchaus, auf vieles zu verzichten – Kinder sind da nur ein Beispiel. Trotz der oben genannten Hürden denke ich, dass es heute für Frauen doch etwas einfacher geworden ist, sich bis ganz nach oben zu arbeiten.
Und trotzdem gibt es immer noch so wenige Frauen im Top-Management.
Doris Albiez: Dafür gibt es viele Gründe, und einige davon haben wir ja bereits genannt. Eine Ursache ist aber sicher auch, dass viele Frauen letztlich gar nicht wirklich bis ganz nach oben kommen wollen oder sich einen solchen zugegebenermaßen oft steinigen Weg nicht zutrauen – obwohl sie es tatsächlich könnten. Das gilt gerade für den General Management-Bereich. Viel zu häufig streben Frauen nach einer Karriere in Marketing oder Human Resources, obwohl es doch so viele andere Möglichkeiten gäbe.
Wie verlief denn Ihre Karriereplanung?
Doris Albiez: Ich habe mich immer genau auf die Stellen beworben, die mich wirklich gereizt haben – und bei denen ich mir dachte, dass sie mir Spaß machen könnten. Gleichzeitig aber hatte ich stets ein klares Ziel vor Augen, und das habe ich auch Schritt für Schritt verfolgt. Und schließlich hatte ich auch sehr gute männliche Mentoren. Das war mir immer sehr wichtig und womöglich sogar mit entscheidend auf meinem Weg.
Ein gutes Netzwerk, heißt es, ist das Ticket für einen Aufstieg in großen Unternehmen. Sehen Sie das auch so?
Doris Albiez: Ein gutes Netzwerk braucht im Prinzip jeder – ein alleiniger Garant für die Karriere ist es aber nicht. Um gesehen und wahrgenommen zu werden, muss man sich seiner Qualitäten bewusst sein, entsprechend selbstbewusst auftreten und um seine Position kämpfen – und dabei zu jedem Zeitpunkt einen herausragenden Job machen. Das gilt im Übrigen für Männer wie für Frauen.
Generell gelten Frauen als kluge Netzwerker. Warum, glauben Sie, tun sich Frauen trotzdem so schwer, ihre Kontakte beruflich zu nutzen?
Doris Albiez: Im Beruf verhalten sich Frauen anders als im Privaten. Dort wird nicht einfach so drauf losgequatscht. Da braucht es schon einen Grund, um das Gespräch zu suchen. Männer dagegen greifen nach meiner Beobachtung oft viel lockerer und selbstverständlicher zum Telefonhörer. Wir Frauen tun uns da oft schwerer. Und wenn, dann fällt es uns leichter, Frauen anzurufen.
Sie sind heute in der Position, gerade Frauen gezielt zu fördern. Wie wichtig ist Ihnen das persönlich?
Doris Albiez: Sehr wichtig! Ich sage immer: Es gibt eine Hölle für solche Frauen, die andere Frauen nicht unterstützen. Wenn nicht wir, wer dann?
Und wie geht Dell EMC Deutschland als Unternehmen mit dem Thema um?
Doris Albiez: Wir haben bei Dell EMC schon vor etlichen Jahren konkrete Programme zur Förderung von Frauen ins Leben gerufen und stellen unseren Kolleginnen unter anderem so genannte „Executive Sponsors“ zur Seite, die ausgewählte weibliche Talente konsequent begleiten und fördern. Ich halte unser Führungspersonal auch regelmäßig dazu an, proaktiv Frauen aus anderen Abteilungen und Niederlassungen kennenzulernen, um so ihre Stärken und Schwächen zu erkennen und Talente im Unternehmen zu identifizieren. Wir tun also bereits sehr viel, aber letztlich ist es doch nie genug.
Bitte vervollständigen Sie zum Abschluss noch folgenden Satz: Frauen sollten unbedingt über eine Karriere in der IT-Branche/bei Dell EMC nachdenken, weil...
Doris Albiez: …es die aufregendste Branche von allen ist. Ohne IT funktioniert heute schlichtweg nichts mehr. Warum Dell EMC? Weil wir weltweit das einzige Unternehmen sind, dass seinen Kunden wirklich zuhört und daraus entsprechende Lösungen entwickelt. Und Zuhören, das wissen wir alle, gilt schließlich als weibliche Kern-Kompetenz! Anders ausgedrückt: Zu Dell EMC passen Frauen wie die Faust aufs Auge.