Digitalisierung ist keine Bedrohung. Digitalisierung ist eine Chance – so der Tenor des Impuls-Summits „The Next Now“ von Dell EMC im Münchener Showpalast. Eine Chance auch für „gute Leute“, die mit Kreativität, Innovationskraft und Begeisterung den digitalen Wandel im Unternehmen vorantreiben.
„Wir haben ein volles Haus“, stellte Dinko Eror, Senior Vice President and Country Manager, Dell EMC Deutschland, Enterprise Sales, zum Einstieg von „The Next Now“ fest. „Schon allein daran sehen wir, wie brisant die Themen Transformation und Digitalisierung sind.“
Um die digitale Zukunft aktiv und erfolgreich zu gestalten, ergänzte Doris Albiez, Senior Vice President and General Manager Dell EMC Deutschland, Commercial Sales, sei es gerade als IT-Unternehmen wichtig, „mit den Kunden und Partnern einen engen Schulterschluss zu bilden“.
Dazu seien zwei Dinge unerlässlich, so Eror: „Wir müssen erstens die Veränderungen schnell angehen und brauchen zweitens Visionäre und Innovatoren, die Strategien entwickeln und dann auch umsetzen.“
Alles dreht sich um Daten
Eine perfekte Steilvorlage für Michael Dell, der als Überraschungsgast im Gespräch mit Moderator Thomas Ramge, IT-Korrespondent der Wirtschaftszeitschrift Brand Eins, unter anderem über die Herausforderungen der IT-Industrie sprach: „Alles dreht sich um Daten und darum, wie man sie aktiviert.“ Es gebe keine Branche, meinte der Konzernchef, die davon nicht betroffen wäre. „Das ist wie damals mit dem Internet.“
Dem deutschen Mittelstand jedoch bescheinigte der US-Amerikaner, für den Wandel gut gerüstet zu sein. Sein Argument: „Die Digitalisierung basiert hierzulande auf Qualität. Und das ist eine maßgebliche Voraussetzung für den Erfolg.“
Aber Qualität brauche gute Leute. Und genau das sei ein Problem – Stichwort: Fachkräftemangel. „Gerade in Bereichen wie Data Science ist der Markt praktisch leergefegt. Deshalb müssen die Mitarbeiter von morgen aus den Schulen kommen.“ Darin liege wiederum das nächste Dilemma. Michael Dell: „Keine Schule der Welt lehrt, was in Unternehmen tatsächlich gefordert ist.“
Gute Krisen nie verschwenden
Generell sei die digitale Transformation für die Unternehmenskultur eine größere Herausforderungen als der technische Wandel selbst. Seine ungewöhnliche Forderung: „Verschwenden Sie nie eine gute Krise“. Krisen nämlich bringen einem bei, sich anzupassen. Das sei existentiell: „It’s change or die!“ Ein Motto, das heute im Prinzip für alle Branchen gelte.
Von Innovationsskepsis in der Gesellschaft wiederum sprach der Philosoph und Publizist Richard David Precht in seiner provokanten Keynote. „In unserer Zeit geht es in erster Linie darum, was man zu verlieren hat“, so seine Beobachtung. Deshalb sei Innovation auch „ein verminter Begriff“.
Dabei wäre es so wichtig, „Utopien nicht durch gesellschaftliche Bedenken zu kannibalisieren“. Innovation lasse sich nicht nur auf den technisch-ökonomischen Faktor reduzieren. Sie beeinflusse immer auch auf die Gesellschaft und das Bildungswesen, in der seiner Meinung nach „Angststillstand“ herrscht.
Dienst nach Vorschrift hat keine Zukunft
So bilde das Schulsystem nicht für den Arbeitsmarkt der Zukunft aus. Es „bereitet vielmehr auf den späteren Job als Sekretärin vor“. In der Schule von heute, so seine bekannte Kritik, gehe es in der Regel um „Dienst nach Vorschrift“. Das aber werde in der Zukunft nicht mehr funktionieren.
Precht warnte auch davor, die Digitalisierung auf den aktuellen Arbeitsmarkt zu beschränken. Da niemand wisse, wie viele Informatiker der Markt in zwanzig Jahren noch benötigt, sei „Programmieren lernen schon im Kindergarten“ sicher nicht die Lösung. Deshalb lautete sein Lösungsansatz: Bildung statt Ausbildung – „das schaffe auch die Voraussetzung für echte Kreativität“.
Mitarbeitern fehlt es an manchmal an Kreativität
Wie die aktuelle Situation in Unternehmen tatsächlich aussieht, diskutierte Computerwoche- und CIO-Chefredakteur Heinrich Vaske auf insgesamt drei Panels mit Vertretern aus der Wirtschaft. „Viele Mitarbeiter sind zwar engagiert“, so der einstimmige Tenor, „an der ein oder anderen Stelle fehlt es aber an Kreativität.“
Vielmehr benötigen sie von ihren Führungskräften „enge Leitplanken“, um das Tagesgeschäft erledigen zu können. Was aber im Umkehrschluss „gut ausgebildete Führungskräfte voraussetzt“, die nicht nur in Zahlen denken, sondern sich vor allem mit der Führung von Mitarbeitern auskennen.
Ein Punkt, den auch Kai Diekmann, ehemaliger Chefredakteur und Herausgeber der Bild-Zeitung, thematisierte. Sein Trip nach Silicon Valley habe ihn persönlich verändert und sei auch der Auslöser gewesen, seinen streng hierarchischen Führungsstil zu hinterfragen.
Auch wenn es ihm „sauschwer“ gefallen sei, so Diekman ganz offen, habe es sich letztlich ausgezahlt, die Kreativität und Innovationskraft seiner Mitarbeiter zu fördern – speziell auch um neue digitale Produkte beispielsweise für Bild.de zu entwickeln.
Die Führungskompetenz von morgen beschäftigte auch Hubert Hoffmann, CIO, CDO und Ausbildungsleiter von MSC Germany, sowie Markus Hägele, Head of DigitalLife bei Daimler. Beide machten deutlich, das es in Zukunft vor allem zwei Arten von Fachkräften im Unternehmen gebe: Digital Worker und Digital Leader.
Wandel braucht Begeisterung – gerade in der Führungsebene
Digital Worker legten großen Wert auf die klassische Planbarkeit von Arbeitstagen und hätten keine Ambitionen, Positionen zu erreichen, die über die künftige Ausrichtung eines Unternehmens entscheiden. Das sei wiederum die Aufgabe der Digital Leaders, die den Weg vorgeben und sich um die großen Fragen kümmern. Hubert Hoffmann: „Beiden Gruppen können mittelfristig ohne einander nicht überleben – selbst in so analogen Branchen wie der Container-Schiffahrt.“
Gerade auch Daimler, so Hägele, bemühe sich, frühzeitig junge Menschen an das Unternehmen zu binden und zu digitalen Führungskräften auszubilden – „unter anderem durch Innovations-Camps, die der Vorstand persönlich begleitet“. Denn für den digitalen Wandel, da waren sich am Ende von „The Next Now“ alle einig, seien dauerhaft begeisterungsfähige Digital Leader unabdingbar.